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Lorbeerkirsche ( German )

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Die Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus), auch Pontische Lorbeer-Kirsche[1] und Kirschlorbeer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). In den gemäßigten Breiten Europas wird sie als Zierstrauch in Parks und Gärten verwendet, obwohl sie giftig ist, leicht verwildert und dann als invasive Pflanzenart das ökologische Gleichgewicht stört. Natürlicherweise kommt sie nur in Kleinasien vor.[2] Ihren deutschen Trivialnamen Kirschlorbeer erhielt die Lorbeerkirsche aufgrund von Vermarktungserwägungen, obwohl die Pflanze mit der Kirsche und nicht mit dem Lorbeer verwandt ist. 2013 wurde sie Giftpflanze des Jahres.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

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Laubblätter
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Nektarien an den Blättern, am Rand und unterseits

Die Lorbeerkirsche ist ein immergrüner Strauch oder Baum, der Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreicht. Mäßiger Frost schadet der Pflanze nicht.

Die bis zu 15 Zentimeter langen, verkehrt-eiförmigen, -eilanzettlichen oder elliptischen, kurz gestielten Laubblätter sind kahl, derbledrig, ganzrandig bis entfernt drüsig gesägt, spitz und dunkelgrün gefärbt. Während die Oberseite glatt und glänzend ist, tritt auf der Unterseite die Mittelrippe deutlich hervor.[3] Ihre Ähnlichkeit in Form und Farbe zum Lorbeerblatt (Laurus nobilis) ist namengebend für die Art. Unterseits an der Spreite wie auch teils am Blattrand sitzen extraflorale Nektarien, an denen Zuckersaft abgegeben wird. Diese Drüsen sind in den ersten Wochen nach dem Knospenaustrieb besonders aktiv und können Ameisen anlocken.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Die Kronblätter sind weißlich gefärbt und erreichen Längen zwischen 3 und 7 mm; die Blüten stehen in einem endständigen, traubigen Blütenstand zusammen. Die gestielten, zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Sie erscheinen vor den Blättern.

Die glänzenden Kirschen werden bis zu 12–16 mm groß, sind eiförmig bis rundlich, fleischig, kahl und enthalten einen einzelnen Kern.[4] Unreife Kirschen sind grün und färben sich während der Reifung über rot zu schwarz.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 144 oder 170–180.[5]

Ökologie

Natürliches Vorkommen

Die Lorbeerkirsche kommt ursprünglich von Südosteuropa bis zum Iran und in Libyen vor. Es gibt Fundortangaben für Serbien, Albanien, Bulgarien, Rumänien, die Türkei, Aserbaidschan, Georgien, das Kaukasusgebiet, Iran, Tadschikistan und Libyen.[6]

Invasive Art

Lorbeerkirschen gedeihen auch auf Mangelstandorten und sind weitgehend frosthart. Die Pflanze kann sich in kurzer Zeit durch Selbstaussaat weit verbreiten. Dies ist besonders problematisch, da sich die Pflanze im Unterholz der vorhandenen Wälder ausbreitet und die einheimische natürliche Vegetation verdrängt.[2] Darum ist die Lorbeerkirsche in vielen Gegenden auf der Schwarzen Liste der Neophyten aufgeführt und sollte in Europa nicht mehr angepflanzt werden. Für Gärten bieten sich einheimische Arten als Ersatzbepflanzung an.[7][8][9]

Nutzung

Konservierungsmittel bei der Tierpräparation

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Die Blätter der Lorbeerkirsche kompostieren nur äußerst schlecht, da sie einen hohen Blausäureanteil besitzen. Diese Eigenschaft nutzt man bei der Tierpräparation zur Konservierung.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts dienen die Lorbeerkirschblätter zudem dem Aufweichen oder Geschmeidigmachen organischer Materialien bei Restaurierungen. Beispielsweise kann man getrocknete Insekten wieder beweglich bekommen, wenn man sie einige Tage über den zerschnittenen Blättern in einem geschlossenen Gefäß aufbewahrt (Blätter täglich austauschen und Hautkontakt vermeiden). Auch lange gefaltete Stoffe, wie man sie aus Gräbern kennt, lassen sich mit dieser Methode wieder geschmeidig machen. Wiederentdeckt wurde die Methode in den 1990er Jahren von Klaus Wechsler (Übersee-Museum).

Giftigkeit

Die Informationszentrale gegen Vergiftungen stuft alle Pflanzenteile der Lorbeerkirsche als giftig ein.[10] Die reifen Kirschen schmecken süß, allerdings mit bitterem Nachgeschmack. Ihre Samen enthalten Prunasin, ein cyanogenes Glykosid.[11] Im Magen entsteht aus zerkauten Samen die giftige Blausäure, unzerkaut geschluckte Samen sind dagegen ungefährlich, da das Gift wieder ausgeschieden wird. Nach dem Verzehr von Blättern oder einiger weniger zerkauter Samen kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen und Krämpfen kommen, mehr als zehn zerkaute Samen können zum Tod durch Herz- oder Atemstillstand führen.[12] In der Türkei wird das Fruchtfleisch der Kirschen für Marmelade oder Gelee verwertet,[2][13] denn beim Kochen werden die Blausäureverbindungen zerstört und das Fruchtfleisch ist weniger giftig als Blätter und Kerne.

Krankheiten und Frostschäden

Die Lorbeerkirsche gilt als zwar ökologisch fragwürdige, aber pflegeleichte Pflanze, die allerdings häufig von Echtem Mehltau, falschem Mehltau und der Schrotschusskrankheit befallen wird. Da es sich bei allen drei Erkrankungen um eine Pilzerkrankung handelt, ist oftmals eine Behandlung mit Fungiziden unumgänglich.

Für heimische Insekten sind Lorbeerkirschen dagegen aufgrund ihrer Giftigkeit weitgehend wertlos. Lediglich der Dickmaulrüssler verträgt die Blätter, seine Larven leben unterirdisch und ernähren sich auch von der Wurzel.[14]

Sorten (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Pontische Lorbeer-Kirsche. FloraWeb.de
  2. a b c Steckbrief Prunus laurocerasus der Uni Hannover - PDF.
  3. Laurel Cherry auf botanical.com.
  4. Plants Identification & Distribution: Prunus laurocerasus
  5. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 572.
  6. A. Kurtto (2009): Rosaceae (pro parte majore). Datenblatt Prunus laurocerasus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  7. Grün Stadt Zürich (Hrsg.): Ersatzpflanzen für Kirschlorbeer. 2016 (stadt-zuerich.ch [PDF]).
  8. Kanton Zug, Amt für Umweltschutz (Hrsg.): Alternativen zu unerwünschten und verbotenen exotischen Pflanzen: Ratgeber für Garten- und Hausbesitzer/innen. 2013 (baselland.ch [PDF]).
  9. Andreas Gigon: Ersatz-Pflanzenarten für die unerwünschten gebietsfremden Arten (invasive Neophyten) der Schwarzen und der Beobachtungsliste der Schweiz. 2012 (infoflora.ch [PDF]).
  10. Informationszentrale gegen Vergiftungen 2008: Informationszentrale gegen Vergiftungen: Lorbeerkirsche. In: gizbonn.de. Abgerufen am 31. Dezember 2014.
  11. Müfit Bahadir: Springer Umweltlexikon. Springer-Verlag, 2000, ISBN 978-3-642-56998-2, S. 519, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  12. Franz-Xaver Reichl: Taschenatlas Toxikologie. Thieme-Verlag, 2009, ISBN 978-3-13-108973-1, S. 272 f.
  13. Vollbrecht Dericks-Tan: Auf den Spuren der Wildfrüchte in Europa. Abadi-Verlag, 2009, ISBN 978-3-00-021129-4, S. 270 f.
  14. NDR: Dickmaulrüssler erfolgreich bekämpfen. Abgerufen am 2. Juli 2020.
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Lorbeerkirsche: Brief Summary ( German )

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Die Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus), auch Pontische Lorbeer-Kirsche und Kirschlorbeer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). In den gemäßigten Breiten Europas wird sie als Zierstrauch in Parks und Gärten verwendet, obwohl sie giftig ist, leicht verwildert und dann als invasive Pflanzenart das ökologische Gleichgewicht stört. Natürlicherweise kommt sie nur in Kleinasien vor. Ihren deutschen Trivialnamen Kirschlorbeer erhielt die Lorbeerkirsche aufgrund von Vermarktungserwägungen, obwohl die Pflanze mit der Kirsche und nicht mit dem Lorbeer verwandt ist. 2013 wurde sie Giftpflanze des Jahres.

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